Kosten- und Leistungsrechnung im Kultursektor

Kosten- und Leistungsrechnung im Kultursektor:
Die spezifische Betriebswirtschaft im Kulturamt und kommunalen Kultureinrichtungen

Erhard Vanselow, Eberhard Goebel, Hermann-Josef Kiel
Jahr: 2003
ISBN: 978-3-930985-19-5
Einzelpreis: 29,50 Euro
300 Seiten

Kurzbeschreibung
Gerade in Zeiten knapper Kassen muss der Kultursektor einen besonderen Spagat aushalten: Auf der einen Seite schrumpfen die finanziellen Ressourcen (bzw. sind gekennzeichnet durch Mittelkürzungen und Haushaltssperren), denn diese Aufgaben fallen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unter die freiwilligen Leistungen. Auf der anderen Seite steigt die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger bzw. der Kundinnen und Kunden: Aktualität, Attraktivität, flexible Öffnungszeiten, Internetpräsens und ein akzeptables Preis-/ Leistungsverhältnis werden gefordert. Ideenreichtum und Kompetenz sind gefragt. Es gilt daher, Handwerkszeuge einzusetzen, die sowohl dazu geeignet sind, eine negative politische Diskussion über drastische Angebotseinschränkungen oder gar Schließung von Einrichtungen zu versachlichen als auch der Verwaltung Hilfsmittel an die Hand zu geben, Schwachstellen zu erkennen und interne Abläufe zu optimieren.
Zu nennen ist an erster Stelle die Kosten- und Leistungsrechnung, die im defizitären Kulturbereich nur am Rande dazu benötigt wird, Gebühren zu kalkulieren. Sie dient vor allem dazu, Kostentransparenz und damit Kostenbewusstsein zu schaffen sowie diesen Kosten die entsprechenden Leistungen gegenüber zu stellen.
Gerade der Weg hin zur Outputorientierung trägt dazu bei, Diskussionen, die häufig im „luftleeren Raum“ auf der Basis kameraler Zahlen stattfinden, auf ein solides Fundament zu heben.
Da Kultureinrichtungen üblicherweise nicht kostendeckend betrieben werden, gehören sie nicht zu den klassischen kostenrechnenden Einrichtungen, bei denen die Kosten- und Leistungsrechnung aufgrund gesetzlicher Vorgaben oder der Rechtsprechung eine (etwas) längere Tradition hat.
Bei der Verwaltungsreform mit allen ihren Facetten wie Budgetierung, Berichtswesen, Controlling, Kontrakt- und Qualitätsmanagement sowie Outputorientierung müssen die Kultureinrichtungen jedoch mit einbezogen werden. Sie eignen sich hervorragend als Beispiele für dezentrale Ergebnisverantwortung. Vor dem Hintergrund des Abbaus kultureller Infrastruktur ist das Personal in diesen Bereichen oftmals besonders motiviert und engagiert. Anders als bei hoheitlichen oder monopolistischen Strukturen geht es hier oftmals auch um die Existenz.
Gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern sowie gegenüber den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung ist nachzuweisen, dass das Dienstleistungsangebot sich sowohl unter kultur-, bildungs- und freizeitpolitischen als auch unter ökonomischen Gesichtspunkten rechnet.
Der Kulturbereich sollte sich daher nicht als Nachläufer sondern vielmehr als Motor des Reformprozesses verstehen.

Seit Jahren werden interkommunale Städtevergleiche in verschiedenen Sparten durchgeführt. Im Kulturbereich wurden vier Ziele definiert, an denen sich der Reformprozess auszurichten hat:
–  Kundenorientierung der Angebote
–  Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
–  Erfüllung des gesellschaftlichen Auftrages
–  Mitarbeiterorientierung der Prozesse.
Diese Ziele können nur erreicht werden, wenn Flexibilität und Innovationsbereitschaft bei den Beteiligten vorhanden sind.
Die Ausführungen in diesem Fachbuch sollen dazu beitragen, Möglichkeiten der betriebswirtschaftlichen Steuerung im Kultursektor aufzuzeigen und die eine oder andere Anregung zur Optimierung der Verwaltungsabläufe zu geben.

Inhaltsübersicht

  • Tätigkeitsfelder und Betriebsformen im kommunalen Kulturmanagement
    • Tätigkeitsfelder
    • Betriebsformen, Finanzierungs- und Beteiligungsformen
  • Bisherige Praxis der Steuerung über Haushaltspläne und innere Verrechnungen
    • Defizite der Steuerung und Rechnungslegung
    • Kostenverrechnung
    • Anlagevermögen
  • Betriebswirtschaftliche Steuerung im Kultursektor
    • Besonderheiten im Kultursektor
    • Dezentrale Ressourcensteuerung über Kontraktmanagement
    • Leistungshaushalt
    • Produktorientierte Budgetierung
    • Controlling
    • Berichtswesen
    • Lean Management durch Aufgabenkritik und Privatisierungsprüfung
  • Produkte als zentrales Steuerungselement
    • Funktion der Produkte in der Betriebswirtschaft
    • Produktbeschreibungen und Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen
    • Die Anforderungen einer Kosten- und Leistungsrechnung an Produktdefinitionen
    • Umsetzungsstrategien
  • Betriebswirtschaftliche Rechnung
    • Vermögensrechnung
    • Ergebnisrechnung
  • Kosten- und Leistungsrechnung im Kultursektor
    • Grundlagen
    • Kostenartenrechnung
    • Kostenstellenrechnung
    • Kostenträgerrechnung
    • Kostenrechnungssysteme
  • Umfrage zur Realisierung von Reformmaßnahmen im Bereich Kultur und Freizeit
  • Bereichsspezifische Umsetzungsstrategien zur betriebswirtschaftlichen Reform
    • Qualitätsmanagement
    • Kunden- bzw. Bürgerorientierung
    • Mitarbeiter-/ Mitarbeiterinnenzufriedenheit
    • Zielvereinbarungen
  • Leitbilder und Marketing
  • Beispiel eines Pilotprojekts: Aufbau einer Kosten- u. Leistungsrechnung in einer Bibliothek – Betriebsbeschreibung und Rahmenbedingungen
  • Beispiel eines Pilotprojektes: Aufbau einer Kosten- und Leistungsrechnung in einem Kulturamt